Der Medienkonsum von Babys und Kleinkindern

auditive wahrnehmungDen alltäglichen Gebrauch von Medien wie Handys, Computer, Radio und Fernsehen bekommen Babys und Kleinkinder innerhalb der Familie bereits frühzeitig mit und reagieren darauf.

Der Alltag von Babys und Kleinkindern ist bereits frühzeitig durch Medien geprägt. Denn gerade elektronische Medien liefern Geräusche, Bilder und Geschichten gleichzeitig. Wenn Mama oder Papa und ältere Geschwister die elektronischen Geräte bedienen, oder sich ausgiebig mit ihnen beschäftigen, dann fasziniert dies bereits die Kleinsten. Die intuitive Bedienung von Smartphones und Tablets durch Wischen und Tippen können Kleinkinder bereits begeistern.

Kleinkinder brauchen Zuwendung und Anregungen
Babys und Kleinkinder sind neugierig und erfahren ihre Umwelt vor allem durch Ausprobieren und Nachahmen, durch direkte Ansprache, über Mimik und Gestik sowie über Rituale und Wiederholungen des alltäglichen Erlebens. Dazu brauchen sie vor allem direkte Zuwendung und Anregungen durch Personen, die mit ihnen sprechen und spielen. Sie genießen einfache Spielsachen, um herauszufinden, was man alles mit ihnen machen kann. Schmecken, Riechen, Fühlen, Hören und Sehen stehen im Vordergrund. Die Möglichkeit sich nach Lust und Laune zu bewegen und dabei dargebotene Spielsachen mit allen Sinnen zu erforschen, ist für Babys und Kleinkinder die Grundvoraussetzung Sprache zu erlernen. Die Entwicklung geht vom Greifen, zum Begreifen über zum Begriff.

Schon Babys sind im Medienkonsum involviert
Ganz "nebenbei" bekommen Babys und Kleinkinder jedoch schon viel davon mit, wie in der Familie mit TV Computern, Tablets und so weiter umgegangen wird: Da ist der Vater, der mit dem Baby auf dem Arm am Computer noch schnell eine E-Mail abschickt, oder im Internet etwas nachschaut; oder die Mutter, die beim Spazierengehen telefoniert oder sich mit Freundinnen per Chat austauscht; da sind die älteren Geschwister, die ihre Lieblingssendung schauen, während das Kleinkind am Boden spielt, oder die Großeltern, die sich bei einer volkstümlichen Musiksendung im Fernsehen amüsieren. Kinder spüren dabei, wenn diesen Medien mitunter mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als ihnen selbst. Ich erlebe in meinem Wartezimmer leider kaum noch Eltern, die ihren Kinder die Wartezeit verkürzen, indem sie ihnen etwas vorlesen, oder etwas mit ihnen malen. Immer mehr Eltern „daddeln“ auf ihren Handys und nehmen gar nicht mehr wahr, was ihre Kinder gerade benötigen.

Auch die Kleinsten reagieren auf Medien
Auch wenn Babys und Kleinkinder noch kaum etwas von dem verstehen, was sie aus den Medien ringsum wahrnehmen, so reagieren sie darauf: Sie freuen sich über Musikstücke, quietschen vielleicht vor Vergnügen mit, wenn die anderen sich bei einer Unterhaltungssendung amüsieren, möchten auf der Computertastatur "mitarbeiten" oder auf dem Smartphone "Bildchen antippen". Kleine Kinder können aber auch nervös, wütend oder erschöpft auf die Medienumgebung reagieren, weil ihnen alles zu viel wird.
Setzen Sie deshalb Ihr Kind nie unkontrolliert Medien wie Radio oder Fernsehen aus und achten Sie darauf, wie es auf die Medienumgebung in Ihrer Familie reagiert. Ob es etwa durch die Geräusche aus dem Fernsehen, durch hektische Stimmen oder durch dramatische Musik beeinträchtigt wird, weint oder unruhig wird. Dann schalten Sie doch einfach einmal alle Geräte ab!

Erste Erfahrungen mit Medieninhalten / Büchern
Im Verlauf seines ersten Lebensjahres wird das Baby immer vertrauter mit "seiner" Sprache. Es beginnt Gesichtsausdrücke und Tonfälle zu unterscheiden und erste Wörter zu verstehen. Ab etwa sechs Monaten werden Bilder für Kinder interessant und Bilderbücher werden damit zum wichtigsten Medium. Vorlesen, Geschichten erzählen und gemeinsam Singen oder Musik machen gefällt Kindern in dieser Zeit sehr gut. Lesen Sie Ihrem Kind regelmäßig vor, zeigen Sie auf die Bilder und benennen diese, oder lassen Sie Ihr Kind die Bilder „selbst erzählen“, auch wenn es zunächst nur "brabbeln" kann. Reden Sie mit ihm über das, was es sieht und was Sie vorlesen. So lernt es, das Gesehene mit Sprache zu verbinden.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Geburtstag nehmen die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern stark zu. Kleine Geschichten in Bilderbüchern sind dann genau das Richtige. Deshalb möchten sie dieselben Bücher immer wieder anschauen und dieselbe Geschichten immer wieder hören. Das Vorlesetempo und die Spannung einer Geschichte kann individuell an das Kind angepasst werden. Die Nähe zu der vorlesenden Person ist wichtig für die Emotionalität und für die Beziehung. Vorgelesenes kann der Konzentration und Ausdauer des Kindes angepasst werden, so dass in der Regel die Kinder nicht überfordert werden.

Fernsehen für die Kleinsten?

Babys und Kleinkinder brauchen kein Fernsehen, denn sie können nicht wirklich etwas damit anfangen und die Bildfolge ist zu schnell, als dass sie überhaupt etwas erfassen könnten. In diesem Alter hat Fernsehen keine förderlichen Aspekte. Im Gegenteil! Studien weisen darauf hin, dass Fernsehen in den ersten Lebensjahren die sprachliche Entwicklung hemmt, Kinder schlechter schlafen lässt und den Austausch zwischen Eltern und Kind behindert. Wenn es in Ausnahmefällen doch dazu kommt, beispielsweise, wenn Vater oder Mutter mit einem älteren Geschwisterkind etwas anschauen, dann sollte die Fernsehzeit auf höchstens 20 Minuten begrenzt sein. Keinesfalls sollte Ihr Baby oder Kleinkind allein vor dem Fernseher sitzen. Auch das Spielen auf Handys oder Computern für die Kleinsten ist nicht sprachfördernd.

Babys
Im ersten Lebensjahr beschäftigen sich Kinder am liebsten damit, die Dinge um sie herum zu hören, zu sehen, zu schmecken, zu riechen, zu fühlen - kurz: mit allen Sinnen zu erforschen und zu erfahren.
Schon Babys hören gern entspannende, fröhliche Musik, zum Beispiel aus Spieluhren.
Babys lauschen gern den Geräuschen um sich herum, vor allem menschlichen Stimmen. Zu viele oder zu laute Geräusche zum Beispiel durch einen laufenden Fernseher, oder durch eine "Dauerberieselung" durch Radio, können den Babys zu viel werden. Achten Sie auf die Reaktionen Ihres Babys wie Weinen, Quengeln, Unruhe und sorgen Sie für ausreichend Ruhe. Babys lernen frühzeitig zwischen stör-und Nutzschall zu unterscheiden. Dies ist eine wichtige Grundvoraussetzung, um Sprache störungsfrei zu erlernen.

Kleinkinder
Kleinkinder genießen es, gemeinsam mit Vater, Mutter oder einem älteren Geschwisterkind Bücher anzuschauen, vorgelesen zu bekommen und einfache Geschichten oder Lieder von Kassette und CD zu hören.
Schauen Sie mit Ihrem ein- oder zweijährigen Kind so oft wie möglich gemeinsam Bilderbücher an, erzählen Sie ihm, was es dabei alles zu sehen gibt, und lesen Sie ihm regelmäßig etwas vor, zum Beispiel einfache Gute-Nacht-Geschichten.
Halten Sie sich beim Hören von Kassette oder CD in der Nähe auf, so dass Sie jederzeit für Kind ansprechbar sind. Behalten Sie Ihr Kind im Auge und beobachten Sie seine Reaktionen, ob es zum Beispiel verängstigt wirkt. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das, was es sieht oder hört - zum Beispiel über bekannte und neue Figuren, über Farben usw. Geht es beispielsweise in einem Bilderbuch oder einer Hörkassette um die Begriffe "hinauf- und hinabgehen", so ist es sinnvoll, diese Wörter bei passender Gelegenheit direkt erfahrbar zu machen: "Wir gehen jetzt die Treppe hinauf!".
Bedenken Sie, dass zu viele Reize auf einmal wie geräuschvolles lautes Elektrospielzeug plus Hörkassette, Fernseher plus Geschrei aus dem Nebenraum, Ihr Kind überfordern kann. Dies kann zu auditiver Überreizung führen.
Auch Kleinkinder sollten besser noch nicht fernsehen. Ebenso ziehen sie aus anderen Angeboten, wie zum Beispiel digitalen Spielen auf PC, Tablet oder Smartphone keinen Nutzen.
Bei älteren Geschwistern in der Familie lässt es sich manchmal kaum vermeiden, dass das Kleinkind mit den Großen "mitschaut". Achten Sie dann aber besonders darauf, was sich die Kinder ansehen, und bleiben Sie dabei, um ggf. eingreifen zu können.


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